Bei der rekordverdächtigen Fallhöhe von über 930 m war die energietechnische Nutzung des Trinkwassers aus dem Saderertal nicht nur reizvoll, sondern technisch auch höchst anspruchsvoll. Dieser Herausforderung stellte sich der erfahrene Wasserkraft-Allrounder EFG aus Kärnten, der neben der trinkwassertauglichen Turbine auch die gesamte maschinentechnische Ausrüstung inklusive eines innovativen Druckvernichters im Bypass-System lieferte. Das neue Trinkwasserkraftwerk wird im Regeljahr rund 1,3 bis 1,5 GWh produzieren.
Noch vor etwas mehr als zehn Jahren waren Rohrbrüche keine Seltenheit in der Oberinntaler Gemeinde Pfunds. Die alten Grauguss-Leitungen, die das Trinkwasser aus dem Saderer- und dem Radurschltal leiten sollten, waren längst am Ende ihres technischen Lebensalters angelangt und mussten im Jahr drei- bis viermal repariert werden. Es bestand Handlungsbedarf. „Die alte Trinkwasseranlage von Pfunds stammte noch aus dem Jahr 1939. Dementsprechend war der Zustand der Quellfassungen und der Rohrleitung, deren Sanierung in den Nuller-Jahren unausweichlich geworden war“, schildert Planer Ing. Alexander Plangger vom Ingenieurbüro Walch & Plangger, der von Anfang des Projekts an mit dabei war, die Ausgangssituation. „Der Altbürgermeister DI Gerhard Witting war sich des Problems bewusst, und hatte dabei noch ein, zwei Schritte vorausgedacht. Ihm war klar, dass angesichts der enormen nutzbaren Fallhöhe im Zuge einer Sanierung alle Synergien genutzt werden mussten, um eine energetische Nutzung des Trinkwassers zu ermöglichen. Die Idee eines Trinkwasserkraftwerks war geboren.“ Dass bis zu dessen Verwirklichung noch mehr als ein Jahrzehnt vergehen sollte, war damals noch nicht ganz so absehbar. Umgesetzt wurde das Gesamtprojekt letztlich in drei großen Bauetappen.

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Komplexe Steuerungstechnik
Auch der elektro- und steuerungstechnischen Ausrüstung der Anlage kommt große Bedeutung zu. Zu diesem Zweck konnte die Gemeinde Pfunds auf einen langjährigen Partner bauen, der bereits die Leittechnik für die Trinkwasserversorgung auf den Stand der Technik gebracht hatte – die Firma Schubert Elektroanlagen. Das Unternehmen aus Ober-Grafendorf, das seit Jahrzehnten sowohl professionelle Lösungen für Trinkwassernetze als auch für Kleinwasserkraftwerke liefert, war somit der ideale Partner. Gerade für den Umschaltvorgang zwischen den beiden Druckstufen wurde ein ausgeklügeltes Software-Programm entwickelt, das ein Umschalten im laufenden Betrieb ermöglicht. Ebenso sind die Druckstufen vom Kraftwerk und von der zentralen Leittechnik aus komplett fernsteuerbar. Dies ist ein wichtiger Punkt, da man im Winter weder die Druckschächte noch die Quellfassungen erreicht. „Aus diesem Grund haben wir auch durchgehend Lichtwellenleiter verlegt und die Schächte so konzipiert, dass alle Armaturen elektrisch bedienbar sind“, erklärt dazu Alexander Plangger. Die Mitarbeiter verfügen heute über Tablets, mit denen sie sich über VPN-Zugang einloggen und von überall die Anlage bedienen können. Selbstredend umfasst die Steuerung auch den Turbinen-Bypass sowie die Spülleitung, die extra für den Fall eines Rohrbruchs integriert wurde. In den Druckschächten wurden Kameras installiert, die in Echtzeit Bilder liefern. Generell sollen von der Fa. Schubert Elektroanlagen sämtliche Bauwerke der Pfunderer Wasserversorgung, immerhin 15 an der Zahl, in die Leittechnik eingebunden werden. Damit steht den Verantwortlichen ein umfassendes Instrumentarium zur Überwachung und Kontrolle zur Verfügung.